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(Kräuter-)Allergien beim Pferd

Eine Allergie (Überempfindlichkeit) ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems, auch Immunreaktion genannt, auf eigentlich harmlose körperfremde Stoffe. Diese Stoffe sind bestimmte Proteine (Eiweiße und Eiweißverbindungen) und werden als Allergene bezeichnet. Das Immunsystem reagiert auf diese Allergene mit der Bildung von IgE-Antikörpern und bewirkt dadurch die Ausschüttung von Histamin. Histamin ist u.a. ein Botenstoff in der Entzündungsreaktion (bewirkt z.B. das Anschwellen des Gewebes) und ist somit maßgeblich an der allergischen Reaktion beteiligt.

Für Pferde kommen folgende Allergene in Frage:

  • Inhalations-Allergene (Pollen, Pilzsporen,...)
  • Kontakt-Allergene  (ätherische Öle, Duftstoffe, Konservierungsmittel,...)
  • Futtermittel-Allergene (verschiedene Kräuter, Sojaprodukte, glutenhaltige Getreidesorten,...)
  • Arzneimittel-Allergene (Schmerzmittel, Antibiotika,...)
  • Insektenstich-Allergene (Mückenstiche > Sommerekzem = häufigste Allergie beim Pferd)

Hat der Körper einmal allergisch auf ein solches Allergen reagiert, wird er es auch beim nächsten Kontakt mit dem Allergen tun, da das Immunsystem sich daran "erinnert".

Mögliche Symptome einer allergischen Reaktion beim  Pferd können sein:

 

  • Störungen des Allgemeinbefindens
  • Nasenausfluss
  • Husten, in weiterer Folge COPD/RAO (Dämpfigkeit)
  • Asthma
  • Atemnot
  • Kreislaufprobleme
  • Ödeme
  • Magen-/Darmsschleimhautentzündungen
  • Koliken
  • Kotwasser
  • Durchfall
  • Juckreiz
  • Nesselsucht
  • Ekzeme
  • Anaphylaktischer Schock

Zudem kann es zu so genannten Kreuzallergien kommen. Kreuzallergien sind Immunreaktionen auf Stoffe, die ähnlich strukturiert sind wie Stoffe, auf die das Pferd bereits allergisch reagiert.

Beispiele für Kreuzreaktionen beim Pferd:

  • Apfel, Birne > Birke, Gräser, Getreide, Beifuß, Sellerie, Ragweed
  • Karotte > Birke, Beifuß, Sellerie
  • Getreide (Roggen, Weizen, Hafer) > Gräser, Getreide, Reis
  • Birke > Apfel, Karotte,Sellerie, Hagebutte, Beifuß, Soja, Petersilie, Getreidepollen (Gerste, Hafer, Weizen, Dinkel...)
  • Getreidepollen > getreidehaltige Futtermittel
  • Gräserpollen > Getreide, Pfefferminze, Pollen von Korbblütlern (Kamille, Sonnenhut), Artischocke, Sonnenblumenkerne
  • Beifuß, Spitzwegerich > Sellerie, Karotte, Kümmel, Anis, Kamille, Fenchel, Apfel, Birne, Dill, Wermut, Petersilie
  • Ragweed (Ambrosia, Traubenkraut) > Kamille, Apfel, Sellerie
  • Korbblütler > Arnika, Artischocke, Goldrute, Huflattich, Kamille, Löwenzahn, Ringelblume, Schafgarbe, Sonnenblumenkerne, Topinambur, Wermut
  • Schimmelpilze > Penicillin

Die Diagnose einer oder mehrerer Allergien erfolgt durch den Tierarzt mittels ausführlicher Anamnese, eingehende Untersuchung, Hauttest, Bluttest,  und/oder eventuell Belastungstest (Lungenfunktion).

Je nach Ausprägung und Art der Allergie kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

  • das Allergen meiden
  • Kortison
  • Hyposensibilisierung (Gewöhnungsimpfung)
  • Eigenbluttherapie
  • Homöopathie
  • Akkupunktur
  • Phytotherapie

Auch wenn Kräuterallergien bei Pferden selten sind, stellen sie doch für die betroffenen Pferde ein ernstzunehmendes Problem dar. Vor allem die Vermeidung der Allergene ist in diesem Fall für die Besitzer eine echte Herausforderung, da es sich zum Beispiel bei Spitzwegerich um eine Pflanze handelt, die extrem häufig auf Weiden und an Wegrädern wächst und sich ebenso häufig im Heu wieder findet. Pollenallergien sind ebenso schwierig, da es keine Möglichkeit gibt diesen Auszuweichen.

Phytotherapeutisch werden Allergien am effektivsten mit Schwarzkümmelöl behandelt, insbesondere, wenn die Vermeidung des Allergens nicht möglich ist. Schwarzkümmelöl besitzt eine immunmodelierende Wirkung und kann die allergische Reaktion lindern oder gar verhindern. Zusätzlich bietet sich Ingwer als natürlicher Entzündungshemmer an.

Da auch die Haltungsbedingungen und psychische Aspekte eine große Rolle bei Allergien spielen, sollten diese unbedingt überdacht und optimiert werden. Vor allem viel Bewegung, ausreichend Futter und Kontakt zu Artgenossen sind die Grundvoraussetzungen für die psychische und damit auch physische Gesundheit eines jeden Pferdes.

Die Veranlagung eine Allergie zu entwickeln ist zwar zumeist erblich bedingt, allerdings spielen vor allem die Fütterungs- und Haltungsbedingungen eine große Rolle, ob es überhaupt zum Ausbruch der Allergie kommt. Wenn man sich vor Augen führt, dass etwa 80% der Immunzellen im Darm sitzen, erscheint es ganz logisch, dass man durch eine artgerechte Fütterung und Haltung durchaus positiven Einfluss nehmen kann. Ein gesunder Verdauungstrakt ist somit Grundvoraussetzung für ein gut und richtig funktionierendes Immunsystem.