Reithelm tragen ja oder nein?

Eigentlich sollte es in meinem Blog nur um artgerechte Fütterung gehen, aber es gibt ein paar Themen, die ich nicht Kommentarlos lassen möchte. An oberster Stelle steht dabei das Thema „Reithelm tragen ja oder nein“.

Seit einigen Wochen wird ein Video einer Dame verbreitet, die sich sowieso nicht allzu oft mit sonderlich großem Pferdeverstand rühmen kann, und trotzdem gibt es immer wieder Leute, die sich davon beeinflussen lassen. In diesem Video wird behauptet, dass das Tragen eines Reithelms der Ausdruck von Angst gegenüber dem Pferd wäre und man dann besser gar nicht Reiten sollte. Wenn das Pferd Vertrauen zum Reiter hat, bräuchte man keinen Helm zu tragen, denn das Pferd würde dann nichts tun, was den Reiter verletzen könnte.

 

BULLSHIT!!! (entschuldigt bitte die Ausdrucksweise!)

 

Es ist gemeinhin bekannt, dass Pferde Fluchttiere sind und auch wenn das Training immer auch darauf abzielen sollte (egal welche Reitweise) die denkende Hirnhälfte zu aktivieren, wird es immer mal wieder Situationen geben, in denen Pferde die reaktive Hirnhälfte (FFF- Freeze, Flight or Fight) nutzen, also die, die ihnen im Zweifelsfall das Überleben sichert.

 

Ich erinnere mich an eine Situation, die so oder so ähnlich sicherlich öfter vorkommt:

Ich war mit einer befreundeten Bereiterin in der Reithalle. Die Bereiterin ritt eines ihrer Berittpferde, welches man durchaus als nicht schreckhaft und ziemlich cool bezeichnen kann. Wir waren gerade noch beim Aufwärmen als plötzlich eine Katze hinter der Bande hervor sprang. Das Berittpferd erschreckte sich, galoppierte los und wendete Richtung Mitte ab. Dabei verlor es das Gleichgewicht und stürzte. Die Bereiterin flog mit ziemlich viel Schwung Kopf voraus gegen die Wand.

Das dumpfe Knallen werde ich wohl nie vergessen!

 

Himmel sei Dank, trug sie an diesem Tag einen Reithelm und kam mit einer Gehirnerschütterung davon. Ohne Helm hätte sie mit ziemlicher Sicherheit einen Schädelbruch erlitten und wäre vielleicht sogar daran gestorben.

 

Das ist nur eine von vielen Geschichten, die ich erzählen kann, denn mit fast 30 Jahren Pferderfahrung erlebt man so einiges.

 

Was ich euch eigentlich damit sagen will ist, dass man so viel Vertrauensarbeit mit seinem Pferd machen kann wie man will, es gibt immer Umstände, die man nicht beeinflussen kann! Und das Pferd wird sich immer zuerst um sich selbst kümmern.

 

Einen Helm zu tragen ist also keineswegs Ausdruck von Angst, sondern von Intelligenz und Fürsorge, dem Bewusstsein, dass es Dinge gibt, die man nicht beeinflussen kann und sich darüber im Klaren ist, dass man nicht nur für sich selbst eine Verantwortung trägt, sondern auch für seine Familie (Eltern, Großeltern, Kinder, Ehemann, Ehefrau, …) und Freunde. Die Familie und Freunde sind es nämlich die euch eventuell zu Grabe tragen oder jahrelang pflegen müssen, wenn ihr euch bei einem Reitunfall schwer verletzt.

 

 

Wer Hirn hat, schützt es!