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Natürliches Detox – wie sich unsere Pferde im Frühling selbst entgiften

Wenn im Mai die Weidesaison beginnt, beobachten viele Pferdehalter mit Staunen, wie selektiv ihre Tiere plötzlich fressen. Es wird nicht einfach nur Gras gefressen – es wird gewählt. Und zwar mit Präzision. Ganz vorne mit dabei: Löwenzahn.

Was wie ein simples Frühlingsverhalten aussieht, hat in Wahrheit eine tiefere Bedeutung: Pferde regulieren ihren Stoffwechsel auf ganz natürliche Weise. Sie „entgiften“, indem sie gezielt Pflanzen aufnehmen, die die Ausscheidungsorgane aktivieren. Ein Instinkt, der uns viel über gesunde Fütterung im Einklang mit der Natur verrät.

Löwenzahn – der Entgiftungsklassiker vom Wegesrand

Löwenzahn ist nicht ohne Grund das Frühlingskraut Nummer eins. Er enthält Bitterstoffe, Flavonoide und Kalium – eine Kombination, die leber- und nierenanregend wirkt. Der gelbblühende „Unkrautklassiker“ wird von vielen Pferden geradezu gierig gesucht, sobald er austreibt.

 

Wirkung:

 

  • fördert den Gallenfluss
  • unterstützt die Leberfunktion
  • wirkt leicht entwässernd
  • hilft dem Organismus, Stoffwechselrückstände auszuscheiden

Weitere Wildpflanzen mit entgiftender Wirkung

Auch andere Pflanzen, die jetzt im Mai sprießen, werden von Pferden mit Vorliebe gefressen – sofern sie Zugang dazu haben. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie aktivieren auf unterschiedliche Weise Leber, Niere, Lymphe und Blut.

 

Giersch (Aegopodium podagraria)

  • wächst bevorzugt an halbschattigen Stellen und ist in jungen Stadien zart und schmackhaft
  • enthält viele Mineralstoffe und wirkt stark harntreibend
  • fördert die Ausleitung über die Nieren

Schafgarbe (Achillea millefolium)

  • leber- und gallenwirksam
  • regt den Appetit und die Verdauung an
  • hat entzündungshemmende Eigenschaften und wirkt gegen Blähungen

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

  • wirkt reizlindernd auf die Atemwege
  • gleichzeitig stoffwechselanregend und antibakteriell
  • wird meist selektiv gefressen

Klebkraut (Galium aparine)

  • wächst gern an Wegrändern und Zäunen
  • fördert den Lymphfluss
  • kann bei Hautproblemen und stockendem Fellwechsel unterstützen

Himbeerblätter (Rubus idaeus)

  • wirken sanft stoffwechselregulierend und besonders ausgleichend auf hormonelle Prozesse
  • reich an Gerbstoffen, unterstützen auch Magen und Darm
  • werden gerne von Pferden mit sensiblem Stoffwechsel aufgenommen

Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)

  • unterstützt die Hautentgiftung über Lymphe und Blut
  • hilfreich bei Mauke, Juckreiz und Ekzemneigung
  • mild entwässernd und entzündungshemmend

Wilder Thymian (Thymus serpyllum)

 

  • wirkt reinigend auf die Atemwege, aber auch verdauungsfördernd
  • stärkt die körpereigene Abwehr
  • hat antimikrobielle Eigenschaften und unterstützt die Darmflora

 

Hinweis: Die frische Brennnessel wurde bewusst weggelassen, da Pferde sie meist nur getrocknet oder angewelkt fressen.

Was tun, wenn die Weide wenig Vielfalt bietet?

Leider ist die botanische Vielfalt auf vielen Pferdeweiden stark eingeschränkt. Überdüngung, monotone Grasmischungen und häufiges Nachsäen verhindern, dass sich Wildkräuter wie Löwenzahn, Schafgarbe oder Giersch ausbreiten können.

 

In solchen Fällen ist es sinnvoll, gezielt mit naturbelassenen Kräutermischungen zu ergänzen. Dabei sollte der Fokus auf sanfter Unterstützung und Nachhaltigkeit liegen – ohne synthetische Zusätze oder aggressive Reizstoffe.

Fazit: Detox aus Instinkt – natürliche Regulation im Frühling

Unsere Pferde wissen oft besser als wir, was ihnen guttut. Wenn sie im Frühjahr scheinbar wahllos bestimmte Pflanzen suchen, dann steckt dahinter kein Zufall, sondern ein über Jahrtausende entwickelter Instinkt zur Selbstregulation.

 

Wer sein Pferd im Frühjahr optimal unterstützen möchte, tut gut daran, nicht nur auf frisches Gras zu setzen, sondern auch auf das, was zwischen den Grashalmen wächst – oder im besten Fall durch gezielte Ergänzung aus der Natur bereitgestellt wird.