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Zucker im Heu - Chancen, Risiken und Fakten für die Pferdefütterung

Heu ist das wichtigste Grundnahrungsmittel für Pferde. Es liefert Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung, Energie für die tägliche Arbeit und eine breite Palette an Nährstoffen. Doch ein Aspekt wird in der Praxis häufig unterschätzt: der Zuckergehalt im Heu. Dieser ist für die Gesundheit von Pferden von zentraler Bedeutung – gerade bei Stoffwechselproblemen oder bei leichtfuttrigen Tieren.

Was ist Zucker eigentlich?

Unter dem Begriff „Zucker“ versteht man chemisch betrachtet die sogenannten Kohlenhydrate mit kurzer Kettenlänge. Dazu zählen einfache Zuckerarten (Monosaccharide wie Glukose und Fruktose) sowie Zweifachzucker (Disaccharide wie Saccharose). Im Heu findet man Zucker vor allem als Wasserlösliche Kohlenhydrate (WSC – Water Soluble Carbohydrates). Diese bestehen aus Glukose, Fruktose, Saccharose und Fruktanen.

Das vielfach gefürchtete Fruktan ist ein langkettiges, wasserlösliches Kohlenhydrat (ein Vielfachzucker), das als Energiespeicher in verschiedenen Pflanzen, besonders im Gras, dient. Pflanzen speichern Fruktan bei ungünstigen Wachstumsbedingungen wie Kälte oder Wassermangel, um später Energie für ihr Wachstum zu nutzen. Es ist aus Fructosemolekülen aufgebaut. Da Fruktan schwer verdaulich ist, kann eine hohe Aufnahme des Zuckers bei Pferden zu Verdauungsproblemen führen. 

Ein hoher Fruktangehalt im Gras, besonders im Frühjahr und Herbst, ist für Pferde problematisch. Dies kann die Darmflora beeinträchtigen, da sich der Anteil kohlenhydratspaltender Bakterien im Dickdarm erhöht. 

Welche Funktion hat Zucker im Pferdekörper?

Zucker ist ein schnell verfügbarer Energieträger. Glukose gelangt nach der Verdauung rasch ins Blut und steht den Zellen für Muskelarbeit, Gehirnfunktion und viele Stoffwechselprozesse zur Verfügung.

 

  • Kurzfristige Energie: Zucker ist sofort verfügbar und deckt den schnellen Energiebedarf.
  • Leber- und Muskelstoffwechsel: Überschüssige Glukose wird in Glykogen umgewandelt und gespeichert und kann bei Bedarf mobilisiert werden.
  • Stoffwechselhormone: Insulin reguliert die Aufnahme von Glukose in die Zellen – ein entscheidender Faktor für die Gesundheit.

Ein Pferd benötigt Zucker also durchaus – aber in kontrollierten Mengen.

Wie viel Zucker darf im Heu enthalten sein?

Die Fachliteratur und Praxisempfehlungen variieren, aber als Richtwert gilt:

  • Gesunde Pferde: Ein Zuckergehalt von bis zu 12 % in der Trockensubstanz gilt als vertretbar.
  • leichtfuttrige Pferde, EMS-, Rehe- oder Cushing-Pferde: Hier sollte der Wert unter 10 %, besser unter 8 % liegen.

Da Pferde täglich große Mengen Heu aufnehmen, summieren sich selbst kleine Unterschiede erheblich. 10 kg Heu TM (das entspricht etwa 11kg Heu in der Frischmasse) mit 12 % Zucker liefern 1,2 kg Zucker – deutlich mehr, als viele Pferde vertragen.

Wie kann man den Zuckergehalt im Heu beeinflussen?

Die Höhe des Zuckergehalts wird von verschiedenen Faktoren bestimmt:

  • Gräserarten: Hochleistungsgräser enthalten meist mehr Zucker, kräuterreiche Wiesen oft weniger.
  • Erntezeitpunkt: Späte Schnitte sind meist zuckerärmer.
  • Wetterbedingungen: Kalte Nächte und sonnige Tage erhöhen den Zuckergehalt, warme Nächte senken ihn.

Welche gesundheitlichen Probleme entstehen bei zu viel Zucker im Heu?

Ein dauerhaft hoher Zuckergehalt im Heu kann verschiedene Probleme verursachen:

 

  • Hufrehe: Besonders gefährlich für reheanfällige Pferde. Hoher Zuckergehalt (inklusive Fruktanen) kann akute Reheschübe auslösen.
  • Equines Metabolisches Syndrom (EMS): Übergewicht, Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörungen hängen direkt mit zu hohen Zucker- und Energiewerten zusammen.
  • Cushing-Syndrom (PPID): Pferde mit Cushing reagieren besonders empfindlich auf Zucker – selbst moderate Mengen können das Risiko für Reheschübe erhöhen.
  • Verhaltensprobleme: Manche Pferde werden durch zu viel schnell verfügbare Energie überdreht oder nervös.
  • Darmflora-Störungen: Ein Übermaß an Fruktanen kann zu Fehlgärungen im Dickdarm führen.

 

Kurz gesagt: Zu viel Zucker im Heu belastet den Stoffwechsel und kann schwerwiegende Krankheitsbilder begünstigen.

Was Pferdebesitzer aktiv tun können

Neben der Auswahl zuckerarmen Heus gibt es mehrere praktische Ansätze:

  1. Heu strecken: Mit Stroh mischen, um die Energie- und Zuckerdichte zu senken.
  2. Portionieren/engmaschige Heunetze: Mehrere kleine Mahlzeiten statt große Mengen auf einmal.
  3. Bewegung fördern: Ausreichende Bewegung senkt den Blutzuckerspiegel und verbessert die Insulinsensitivität. Dazu gehören nicht nur Bewegungsanreize im Stallalltag (Aktivstall), sondern auch das regelmäßige/tägliche Training.
  4. Heu analysieren: Labortests geben Sicherheit über den tatsächlichen Zuckergehalt.
  5. Wässern, wenn nötig: Insbesondere für Risikopferde sinnvoll. ABER ACHTUNG! Beim Wässern gehen gleichzeitig auch wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente verloren. Zudem zeigen Untersuchungen, dass insbesondere im Sommer das Risiko für Bakterien- und Schimmelbildung im nassen Heu deutlich steigt. Wird das Heu zu lange eingeweicht oder nicht sofort verfüttert, kann es daher selbst zum Gesundheitsrisiko werden.

Rolle von Zusatzfuttermitteln

Hier gilt ein klarer Grundsatz: Zucker im Heu lässt sich nicht neutralisieren. Kein Zusatzfutter kann den Zuckergehalt im Grundfutter abbauen oder unschädlich machen.

 

Was aber sehr wohl möglich ist:

  • Zuckerfreie* Mineralfutter stellen eine optimale Versorgung mit Spurenelementen sicher, ohne zusätzliche Zuckerlast.
  • Zuckerfreie* Krippenfutter liefern hochwertiges Protein und Energie aus Faserstoffen statt aus Zucker.
  • Zuckerfreie* Leckerlis ermöglichen Belohnung ohne Stoffwechselrisiko.

Damit ergänzen solche Produkte die Heuration sinnvoll – sie verschieben das Nährstoffprofil in eine gesündere Balance.

 

* Zuckerfrei bedeutet hier kein zugesetzter Zucker und zuckerarme Zutaten.

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Warum Werbeversprechen zur „Blutzuckerregulation“ kritisch zu sehen sind

Manche Hersteller suggerieren, ihre Produkte könnten erhöhte Zuckerwerte im Heu ausgleichen oder den Blutzuckerspiegel direkt regulieren. Tatsächlich enthalten manche dieser Ergänzungen Kräuter und Stoffe, die in Studien am Menschen Effekte gezeigt haben. Aber auch hier wird ein übermäßiger Zuckerkonsum langfristig zu Übergewicht und deren Folgeerkrankungen führen.

 

Beim Pferd fehlen belastbare wissenschaftliche Belege für eine verlässliche Wirkung.

 

Fakt ist:

  • Ohne angepasstes Grundfutter und ausreichend Bewegung greifen solche Mittel zu kurz.
  • Ergänzungen können unterstützend wirken, aber niemals das Problem „zu viel Zucker im Heu“ aufheben.

Fazit

Zucker im Heu ist kein Feind, sondern ein natürlicher Bestandteil des Pferdefutters. Er liefert Energie und gehört in gewissem Maß zur normalen Ernährung. Doch zu viel Zucker – vor allem für stoffwechselempfindliche Pferde – ist ein erhebliches Risiko.

 

Entscheidend ist, dass Pferdehalter das Thema aktiv managen:

  • Zuckergehalt im Heu prüfen, wenn möglich reduzieren (späte Schnitte, Wässern, Strecken mit Stroh).
  • Pferde in Bewegung halten.
  • Rationen mit zuckerfreien Ergänzungen sinnvoll abrunden, um Nährstofflücken zu schließen und Stoffwechselprozesse zu entlasten.

 

Wer sein Pferd gesund erhalten möchte, sollte den Zuckergehalt im Heu regelmäßig analysieren lassen und die Ration danach ausrichten. Denn es gilt immer der Grundsatz:

Vorbeugen ist besser als heilen.